Es scheint eine Glaubensfrage geworden zu sein, ob man den Boden in den Schnecken-Terrarien aufkalken soll, oder nicht. Fakt ist aber, dass Schnecken Kalk für den Hausbau brauchen –genauso wie wir Menschen für Knochen und Zähne. In der Natur suchen sich die Tiere selbst, was sie brauchen –oder sie gehen ein. Bei der Terrarien-Haltung muss der Besitzer für ideale Voraussetzungen sorgen.
Deshalb gehöre ich zu den Haltern, die den Tieren Kalk anbieten. In der Regel auf 2 Arten: ich mische Kalk unter das Substrat und biete den Tieren zusätzlich Sepia-Schalen an.
Weil sich meine Schnecken seit Jahren gut entwickeln, gehe ich davon aus, dass ich zumindest damit nicht ganz falsch liege.
Kalk kann nicht schlecht werden und hat auch kein Haltbarkeitsdatum. Auch wenn er klumpig wird, ist das kein Problem.
Menge: Ich habe das Ganze noch nie abgemessen, oder gewogen, schätze aber mal, dass es 1-2 Handvoll auf 10 Liter Substrat sind.
Qualität: Kalk ist ein Naturprodukt und kommt in manchen Gegenden in riesigen Mengen vor. In der Regel wird dieses gemahlen und z.B. im Gartencenter als „Rasenkalk“ verkauft. Es spielt keine Rolle, ob das Produkt ganz fein, oder etwas grobkörnig ist.
In der Regel steht auf diesen Säcken die Zusammensetzung. In den meisten Fällen enthalten die Produkte zwischen 85 und 95% CaCO3 (Calciumcarbonat).
Bei manchen Produkten wird auch der reine Calcium-Anteil angegeben. Dabei muss man wissen, dass 100g CaCO3 einem Gehalt von 40g Ca (Ca = Calcium) entsprechen.
Was auch oft verwirrend klingen kann: manchmal gibt es Angaben wie „unlösliche“ Anteile oder „Salzsäure unlöslich“. Dies bedeutet NICHT, dass da Salzsäure drin ist! Das hat mit dem Analyseverfahren zu tun: Der Kalk wird im Labor in Salzsäure aufgelöst –in dieser Lösung misst man dann den Calcium-Anteil. Weil es ein Naturprodukt ist, gibt es immer einen kleinen Anteil, der sich nicht auflöst (z.B. Silikate = Quarz, Lehm, etc.): die sind ungiftig, aber eben auch unlöslich in Salzsäure.
Im Prinzip kann man auch einen Kalkstein aus der Natur oder aus dem Gartencenter pulverisieren. Aber dazu braucht man entweder eine Steinmühle oder man zerkleinert die Stücke mit einem Hammer und pulverisiert sie dann in einem Mörser, der allerdings aus einem Material sein muss, das härter ist, als der Kalkstein.
In der Apotheke kann man Produkte mit einem Reinheitsgrad von bis zu 100% Calciumcarbonat (= CaCO3) kaufen. Dies ist teuer und meiner Meinung nach unnötig. Aber wer’s mag: es spricht nichts dagegen. Der Grund für den hohen Preis der Apotheken-Produkte ist, dass jede Charge gereinigt und geprüft werden muss.
Kalk kriegt man auch in der Tierhandlung – in verschiedenen Abteilungen: z.B. in der Terrarien-Abteilung –oft auch als ganz feines Pulver. Manche Produkte sind auch mit Vitaminen und anderen Mineralien angereichert. Diese ganz feinen Pulver kann man auch mal über das Futter streuen –aber nur gelegentlich und in kleinen Mengen, denn Kalk kann auch überdosiert werden!
Ausserdem findet man Kalk- und Kalkprodukte auch in der Vogel- und manchmal auch in der Nager-Abteilung. Die meisten Produkte kann man auch für Schnecken verwenden. Sie sind aber um einiges teurer, als der Garten- oder Rasenkalk aus dem Baumarkt oder dem Gartencenter.
In der Nager-Abteilung gibt es auch Kalk mit getrockneten grünen und orangen Gemüse-Kügelchen. Diese eigenen sich nicht für die Schnecken-Haltung. Grund: diese Kügelchen beginnen sehr schnell zu schimmeln. Dann muss man den ganzen Block wegwerfen.
Sepia Sepia ist der Rückenschulp (=Skelett) vom Tintenfisch und bleibt als „Abfall“ zurück, wenn das Tier auf dem Teller landen soll (Calamares-Ringe, etc.).
Zur Zeit gibt es Diskussionen darüber, ob Sepia zu viel Salz enthalten könnte und den Schnecken dadurch schadet. Auslöser dafür dürfte die Tatsache sein, dass die Tiere im Meer leben, das einen durchschnittlichen Salz-Anteil von rund 3.5% hat.
Aber: genau so, wie unsere Knochen nicht mit der Luft in Kontakt kommen (oder mit Wasser, wenn wir ein Bad nehmen), kommt ein Sepia-Schulp nicht in Kontakt mit Meerwasser –zumindest nicht, so lange das Tier noch lebt. In der Fisch-Fabrik werden die Tiere nach dem Tod mit Wasser gesäubert. Sepiaschalen aus Fabriken enthalten deshalb kaum Salz.
Ganz anders verhält es sich bei den Schalen, die man beim Spaziergang am Strand findet. Der Schulp ist porös und kann sich deshalb sehr wohl mit Meerwasser vollsaugen. Wenn die Sonne drauf scheint und er immer mal wieder austrocknet und nass wird, dürfte sich das Salz in den Poren anreichern. Deshalb ist es wichtig, dass man Sepiaschalen vom Strand ausgiebig wässert, bevor man sie ins Terrarium legt (am besten mehrere Tage lang).
Eierschalen Auch Eierschalen sind ein natürlicher Kalk-Lieferant. Am besten ist es, sie in einem Mörser zu zerstossen. Alternativ kann man sie auch in einen Gefrierbeutel füllen und mit einem Hammer oder einem Wallholz zerdrücken. Wichtig ist aber, dass man die Schalen vor der Verwendung abkocht, um allfällig vorhandene Keime abzutöten (z.B. Salmonellen).
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